Barclay, Linwood by Frag die Toten

Barclay, Linwood by Frag die Toten

Autor:Frag die Toten
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Neunzehn

Kirk Nicholson saß auf der Couch, die Füße auf dem Tischchen davor, und nahm sein Frühstück zu sich. Oder ein frühes Mittagessen. Einen Brunch vielleicht. Was es auch war, es bestand aus einer Flasche Budweiser und einer Biskuitrolle mit Cremefüllung. Er hatte den Fernseher laufen und sah sich eine Folge von Familien-Duell an, in der eine Familie, lauter Inzuchtler in Kirks Augen, zu erraten versuchte, was einhundert Personen geantwortet hatten, als man sie fragte: »Welche Stelle des Körpers vergessen Sie manchmal zu waschen, wenn Sie ein Bad nehmen?«

»Hinter den Ohren!«, rief Kirk.

Er war ziemlich gut bei diesen Fragen. Familien-Duell war seine Lieblings-Gameshow, weil man hier, anders als bei Jeopardy! und Wer wird Millionär?, nichts wissen musste. Man musste nur erraten können, welche Antwort andere für die richtige hielten. Und so geschah es öfter, dass Kirk die richtige Antwort herausbrüllte und sich unheimlich gut dabei fühlte.

Und das brauchte er zurzeit.

Oft wanderte sein Blick vom Fernseher zu dem Regal, das er daneben für seine Magnesiumreifen aufgestellt hatte. Es waren 20-Zoll-Mamba-Reifen, Modell M3, mit acht Felgenspeichen, Farbe Machine Black. Normalerweise kostete ein Viererset zweitausend Dollar, aber er hatte sie für dreihundert weniger ergattert.

Wenn der Schnee weg war, würde er sie aufziehen. Das würde vielleicht geil aussehen. Aber schon hier im Wohnzimmer waren sie eine Augenweide. Zum Glück gehörte zu Keishas Minifutzihaus keine Garage, sonst hätte er nicht jeden Tag die Gelegenheit, diese Prachtdinger zu bewundern. Außerdem musste er sich so keine Sorgen machen, dass jemand sie aus der Garage stahl. Was ihm Sorgen machte, war die kleine Sackratte, wie er Matthew jetzt nur mehr nannte. Der fasste womöglich die Reifen wieder an und hinterließ schmierige kleine Fingerabdrücke darauf. Vielleicht riss der Bankert sie sogar vom Regal und brach sich ein Bein dabei.

Das erinnerte ihn an seinen eigenen Fuß, dem es schon viel besserging, danke der Nachfrage. Nicht, dass ihn das davon abhielt zu humpeln, wenn Keisha dabei war. Er musste das Mitgefühl ausnutzen, solange es noch währte.

Aber zurück zu dem kleinen Bankert. Das war der richtige Ausdruck. Keisha war nicht verheiratet gewesen, als sie den Jungen bekam, und der Vater hatte sich schon längst aus dem Staub gemacht. Also wäre er durchaus im Recht, wenn er den Jungen einen Bankert nannte, aber kleine Sackratte gefiel ihm einfach besser. Nach der Predigt, die er ihm unlängst gehalten hatte, erwartete er, dass der Kleine sich in Zukunft zusammenreißen würde, weder die Reifen noch sonst etwas anfassen würde, was Kirk gehörte. Kein Zehnjähriger wollte schließlich auf eine Militärakademie für Kinder geschickt werden. Und das sei der Gedanke, mit dem seine Mutter sich trage, hatte Kirk ihm gesagt, wenn er nicht spure und Kirk in die Quere käme.

Das sei jedoch ihr kleines Geheimnis, hatte er dem Jungen gesagt. Deine Ma weiß nicht, dass ich dir gesagt habe, was sie sich überlegt hat. Mach keinen Ärger, mach keinen Krach, geh den Erwachsenen nicht auf den Sack, und vielleicht, aber nur vielleicht, vergisst deine Ma das alles dann wieder.

Und es funktionierte. Der Kleine hatte in letzter Zeit ein mustergültiges Verhalten an den Tag gelegt.



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